29.09.2020
Ehrenamt im Krisenmodus

Pretzsch. Herrlicher Sonnenschein empfing die ehrenamtlichen Kirchenführer aus dem Kirchenkreis Wittenberg am Samstag, 12. September 2020, in Pretzsch an der Elbe. Rund 20 Kirchenführer waren der Einladung der Akademie für das Ehrenamt gefolgt – dieses Treffen war das erste im Jahr 2020, welches nicht mittelbar vom Corona-Krisenmodus betroffen war. Ans Ufer der Elbe gereist kamen die Teilnehmer aus Zahna, Friedersdorf, Gräfenhainichen, Bad Schmiedeberg, Lutherstadt Wittenberg… oder direkt aus Pretzsch – den Heimvorteil nutzend.

Natürlich wurde Abstand gehalten, natürlich wurden die Hygienebestimmungen beachtet und natürlich fehlte der Eine oder die Andere, der oder die sonst – unter normalen Umständen – gern gekommen wären. Prädikant Andreas Bechert – Leiter der Akademie für das Ehrenamt im Kirchenkreis Wittenberg – leitete das Treffen. Zu Beginn gab es im Pfarrhaus einen Imbiss, Erlebtes wurde ausgetauscht und Andacht gehalten. Dann verfolgten alle Teilnehmer interessiert Bechert’s Multi-Media-Vortrag zum Thema: „Taufsteine in unseren Kirchen – Geschichte, Bedeutung & Formen“, der den ehrenamtlichen Kirchenführern viel Neues und Wissenswertes vermittelte. Im Anschluss daran begrüßte Jürgen Schneider – seines Zeichen Mitglied des Pretzscher Gemeindekirchenrates, ehrenamtlicher Organist und Kirchenführer – seine „Amtskollegen“ in der Stadtkirche St. Nikolaus. Von ihm erfuhren sie viel über die wechselvolle Geschichte des Sakralbaues – so z. B., dass nach 1700 die sächsische Kurfürstin Christiane Eberhardine, die Frau August des Starken, hier lebte und Schloss und Kirche im Barockstil umgestalten ließ. Bei der Abschlussandacht spielte Jürgen Schneider dann noch gekonnte die Baumgarten-Orgel. 
Am Ende lud Ehrenamtsakademieleiter Andreas Bechert alle ehrenamtlichen Kirchenführer zum nächsten Treffen ein, das im Frühjahr 2021 in der Wittenberger Schlosskirche stattfinden soll, wird, könnte…!? Die Frage, was geht und was geht nicht, bewegt den Akademieleiter schon seit Monaten. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie und dem Lockdown wurden sämtliche Veranstaltungen im Bereich des Ehrenamtes gekanzelt. Seitdem befindet sich auch das Ehrenamt im Krisenmodus. Praktisch über Nacht wurden die vielen fleißigen Helfer nicht mehr benötigt. „Manche konnten und können damit nur schwer umgehen“, so Bechert, der in der gesamten Zeit bis heute immer wieder den Kontakt zu den Ehrenamtlichen in seinem Kirchenkreis sucht und findet. Dass es im gesamten Gebiet der Landeskirche ähnlich aussah, erfuhr er bei der Video-Konferenz der Ehrenamtsbeauftragten der EKM am 29. Mai 2020. Die Kirchen waren teils geschlossen, Gottesdienste in der üblichen Form fanden nicht statt, Besuche wurden abgesagt und Treffen fielen aus. Da der überwiegende Teil der Ehrenamtlichen – so auch im Kirchenkreis Wittenberg – zur älteren Generation gehört, war und ist es selbstverständlich, dass dieser durch das Corona-Virus stark gefährdete Personenkreis nicht in mittelbare Gefahr gebracht werden durfte. 
Doch die Kirchenführerschulung in Pretzsch war zugleich auch ein Feldversuch, ob Treffen auf dieser Ebene mit rund 20 Teilnehmern wieder machbar sind. Andreas Bechert: „Obwohl alle möglichen Bestimmungen eingehalten und Vorgaben beachtet wurden, hat man ein komisches Gefühl dabei!“ Die Sorge um den Nächsten ist in diesem Fall immer groß. Ob das Restprogramm der Akademie im Jahr 2020 stattfinden kann oder nicht, hat mit der aktuellen Entwicklung in Sachsen-Anhalt zu tun. Weitere Absagen wurden schon beraten und beschlossen – so z. B. die jährliche Bildungsfahrt, zu der im Oktober eingeladen worden war. Viele der ausgefallenen Termine werden im kommenden Jahr wieder auf dem Programm stehen – „aber ob sie stattfinden“, so resümiert Andreas Bechert, „das steht in den Sternen!“ Stephanie Bechert
 


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