23.09.2025
"Ich möchte in meiner ehrenamtlichen Arbeit die Jugendlichen mit integrieren."

Antje Rexin (48) ist ehrenamtlich im Kirchspiel Dobien engagiert. Ihr Herzensthema ist die Kinder- und Jugendarbeit, aber auch auf Verwaltungsebene hat sie ehrenamtliche Aufgaben übernommen. Andrea Schulze hat sie zu ihren verschiedenen Ehrenämtern interviewt. 

Schulze: Wie sind Sie zu Ihren Ehrenämtern gekommen? 

Rexin: Das war etwa 2006, da ist meine älteste Tochter in die Christenlehre gegangen und irgendwie fällt ja dann der ein oder andere Handschlag an, den man dann mitmacht. Und wenn es nur die Becher spülen ist. Mit der Mehrzahl der Kinder, die meinerseits da aufgeschlagen sind, und dann mit dem Wechsel zu Heidi Ebel damals kam immer mehr dazu. Dann so 2014 oder 2015 habe ich auch mal vertretungsweise eine Kleinigkeit gemacht, wenn Heidi nicht konnte. Heidi hatte uns dann auch mal das Konzept „Godly Play“ vorgestellt. Da war ich sehr angetan von. 

Schulze: Was ist Godly Play? 

Rexin: Wir spielen den Kindern mit Puppen und anderen Materialien eine Bibelgeschichte vor. Hinterher dürfen die Kinder mit allem spielen, da ist so ein bisschen auch ein Montessori-Gedanke dabei. Das ist für die Kinder echt schön, dass sie nicht nur zugucken und zuhören müssen, sondern die Materialien auch anfassen dürfen. 

Schulze: Und wie ging es dann weiter für Sie? 

Rexin: Danach irgendwann hat mir Heidi diese Flyer vom PTI (A.d.R.: Pädagogisch-Theologisches Institut) gezeigt: Fit für die Arbeit mit Kindern. Sie fragte, ob ich da nicht mitmachen wolle. Ich habe also die Kurse da belegt und fand das auch ganz schön. Als Heidi dann den Arbeitsplatz gewechselt hat, stand es zur Debatte, dass die Kinderkirche einschläft. 

Schulze: Das wäre schade gewesen. 

Rexin: Ja, auf jeden Fall. Aber durch die Kurse beim PTI und dadurch, dass ich immer bei Heidi mitgelaufen bin und sie auch bei Freizeiten begleitet habe, habe ich mir zugetraut, die Kinderkirche zu übernehmen. Allerdings mit der Ansage aus der Gemeindeleitung, dass da auch wieder ein Hauptamtlicher kommt, der das übernimmt. 

Schulze: Und das hat sich dann hingezogen? 

Rexin: Ja, zwischendurch kam zwar mal jemand, da hat aber die Chemie nicht gestimmt. Dann kam Corona, da haben wir dann viel virtuell gemacht. Mit der Evangelischen Akademie und der Stiftung Digitale Spielkultur haben wir dann auch irgendwann Fördermittel akquiriert und dann kam 2024 unser neuer Diakon Guido Merten als Gemeindepädagoge zu uns. 

Schulze: Dadurch wurden Sie wahrscheinlich gut entlastet? 

Rexin: Ja, auf jeden Fall. Ich hatte dadurch, dass es keinen Hauptamtlichen gab, ja nicht nur die ehrenamtliche Arbeit direkt an den Kindern, sondern auch ganz viel drumherum. Da hat mir aber auch in der Zeit vor Guido und auch jetzt mein Pfarrer viel geholfen. 

Schulze: Das ist Pfarrer Schröter, richtig? 

Rexin: Genau, Pfarrer Schröter. Er und auch der Gemeindekirchenrat wissen, dass Ehrenamt auch mit Geld unterstützt werden sollte, damit die Arbeit erhalten bleibt. Die sehen zum Glück auch, dass das, was da aufwächst, am Ende unsere Gemeinde stützt. 

Schulze: Neben der Arbeit mit Kindern kümmern Sie sich auch um die Konfirmanden, richtig? 

Rexin: Genau, da bin ich an sich genauso reingestolpert wie in mein anderes Ehrenamt. Mein jüngstes Kind ist 2022 konfirmiert worden und war nicht so ganz zufrieden mit seinem Konfirmandenunterricht. Es war zwar schön und hat auch Spaß gemacht, aber es hatte schon auch Ansprüche, die nicht erfüllt worden sind. Ich bin also wieder zu Pfarrer Schröter gegangen und habe vorsichtig gefragt, ob es für ihn ok ist, wenn ich bei der Konfi-Arbeit mitmache.  

Schulze: Und das macht Ihnen dann auch bis heute Spaß. 

Rexin: Ja, ich arbeite gern mit jungen Leuten zusammen. Wir suchen uns die Themen im Konfirmandenunterricht zwar anhand des Curriculums aus, aber wir machen auch noch andere Sachen, sodass die Jugendlichen die zwei Jahre in guter Erinnerung behalten. Das ist halt auch eine lebensprägende Phase und die jungen Menschen wollen auch ernst genommen werden. Darum gehen die Konfis zum Beispiel nicht mehr zum Gemeindekirchenrat hin und stehen da Rede und Antwort, sondern sie laden den GKR zu ihrer Konfigruppe zum gemeinsamen Abendessen ein. 

Schulze: Das ist dann wahrscheinlich auch zwangloser und schöner, als bei einer Gemeindekirchenratssitzung dabei zu sein. 

Rexin: Genau, die Jugendlichen fanden das da auch nie schön. So ist es jetzt für alle besser. 

Schulze: Helfen Ihnen denn auch Jugendliche bei der ehrenamtlichen Arbeit? 

Rexin: Ja, das lag und liegt mir sehr am Herzen. Ich möchte in meiner Konfi-, Jugend- und Kinderarbeit auch die Jugendlichen mit integrieren. Zwei Jugendliche habe ich schon, die da sehr engagiert sind und wirklich wertvoll fürs Team. Eine hat auch ihre JuLeiCa gemacht. Aber auch das funktioniert nur, wenn man den Jugendlichen das Gefühl gibt, dass sie gewollt und gewünscht sind. 

Schulze: Sozusagen baut sich also gerade eine Junge Gemeinde in Piesteritz auf? 

Rexin: Ja, das machen wir auch. Das ist der nächste Hit, den wir da machen. Der Wunsch kam von den Jugendlichen selbst, die nach der Konfirmation sagten, dass sie sich weiterhin treffen wollen. Aber sie können natürlich nicht weiter zum Konfi-Unterricht kommen. Also haben wir da eine Junge Gemeinde draus gemacht. 

Schulze: Machen Sie neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen noch etwas im Ehrenamt? 

Rexin: Ich bin auch im Personalausschuss der Gemeinde, einfach aus dem Grund, dass sich im Gemeindekirchenrat keiner mit der nötigen Erfahrung gefunden hat. Ich habe die durch meinen beruflichen Werdegang. Und da ich dafür nicht im GKR sein musste, konnte ich den Posten übernehmen. 

Schulze: Die Wahl steht ja jetzt an, haben Sie sich denn diesmal für den GKR aufstellen lassen? 

Rexin: Ja, diesmal habe ich mich aufstellen lassen. Es gibt ein paar Dinge auf der Verwaltungsebene, die ich nicht so gut finde. Aber um da etwas zu ändern, muss ich natürlich auch in die Verwaltung rein. 

Schulze: Dann drücke ich Ihnen die Daumen, dass Sie in den GKR gewählt werden. Vielen Dank für das schöne Gespräch!