10.05.2016
Im Auftrag seiner Heiligkeit - Papst Franziskus schickt Friedensbotschafter nach Deutschland

Ihr Arbeitsplatz ist einzigartig und weltberühmt: Der päpstliche Chor der „Capella Pontificia Musicale Sistina“ singt direkt unter den Fresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle, dem Ort des Konklaves. Sie gilt als ältester Chor der Welt. Ihre Auftritte außerhalb des Vatikans sind nur im ausdrücklichen Auftrag des Papstes möglich. Doch schon der Begriff "Auftritt" wird der Mission dieses Klangkörpers nicht gerecht. Man singt nicht bloß vor einem Publikum, man singt das Lob des Herrn und steht damit im Dienst einer Botschaft des Friedens, der Ökumene und der Verständigung. Ein Stück Kirchendiplomatie: Der Privatchor des Papstes auf Blitzvisite im Land der Reformation.

Vom 17. bis zum 19. Mai 2016 wird der Chor der Sixtinischen Kapelle zu einem Besuch in Deutschland erwartet. Berlin, Wittenberg und Dresden sind die Stationen dieses Besuches, zu dem Papst Franziskus seinen Chor am Vorabend des 500jährigen Reformationsjubiläums in Deutschland auf die Reise schickt: jener kirchlichen Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648, die zur Spaltung des Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte.

Den Auftakt der Konzertreise bildet ein Geistliches Konzert am 17. Mai um 20.00 Uhr unter der Schirmherrschaft von Erzbischof Heiner Koch in der Berliner Hedwigskathedrale.

Einen historischen Höhepunkt von tiefer kirchenpolitischer Symbolik bildet der folgende Tag: am 18. Mai 2016 ist der Chor aus dem Vatikan zu Gast der Landesregierung von Sachsen-Anhalt und wird unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff um 20.00 Uhr in offizieller Mission des Heiligen Stuhls in der Marienkirche in Wittenberg auftreten. Die Stadt- und Pfarrkirche St. Marien in Lutherstadt Wittenberg ist als Bürgerkirche die Predigtkirche der Reformatoren Martin Luther und Johannes Bugenhagen. Hier wurde die Heilige Messe zum ersten Mal in deutscher Sprache gefeiert und das Abendmahl erstmals „in beiderlei Gestalt“, in Brot und Wein, an die Gemeinde ausgeteilt. Die Kirche ist damit die „Mutterkirche der Reformation“.

Den Abschluß der Reise bildet am 19. Mai 2016 ein Auftritt in Dresden: Um 18.00 Uhr wird der Chor aus dem Vatikan gemeinsam mit dem Chor der Frauenkirche die musikalische Gestaltung eines Ökumenischen Gottesdienstes in der Dresdener Frauenkirche übernehmen, dem der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Dr. Carsten Rentzing, und der Diözesanadministrator des Bistums Dresden-Meißen, Andreas Kutschke, vorstehen werden.

Der bevorstehende Deutschlandbesuch reiht sich in eine rege Folge ökumenischer Konzertreisen ein, zu denen der Vatikan den Privatchor des Papstes im Dienst einer Botschaft des Friedens und der Verständigung seit 2012 entsendet. Papst Franziskus setzt damit eine von seinem Vorgänger Benedikt XVI. begonnene ökumenische kirchenmusikalische Initiative fort. So trat die „Capella Pontificia Musicale Sistina“ im Austausch mit dem Angelikanischen Westminster Cathedral Choir in London und Oxford, dem Thomanerchor Leipzig in Leipzig und dem Synodalchor des Moskauer Patriarchen in Moskau auf.

Der Chor der Frauenkirche war bereits am 25. Januar 2016 in Rom anläßlich der Feier des Weltgebetstages für die Einheit der Christen und hatte dort an der musikalischen Gestaltung der Vesper mit Papst Franziskus teilgenommen.

Wie bei allen vorangegangenen ökumenischen Reiseprojekten des „Capella Pontificia Musicale Sistina“ liegt die organisatorische Durchführung und finanzielle Realisierung auch dieser Konzertreise nach Deutschland bei der Fondazione Pro Musica e Arte Sacra, Rom.

Der Chor der Sixtinischen Kapelle ist der persönliche Chor des Papstes. Seine Gründung geht in die ersten christlichen Jahrhunderte zurück. Im 6. Jahrhundert von Gregor dem Großen erneuert, wurde sie unter Bonifaz VIII grundlegend umstrukturiert und 1471 von Papst Sixtus reformiert. Ab diesem Zeitpunkt galt die Päpstliche Musikkapelle als der persönliche Chor des Papstes, den man „Cappella Sistina“ nannte – um den Papst zu würdigen, der den Chor in seiner heutigen Form neu organisiert hatte und weil das Ensemble meist in der Sixtinischen Kapelle sang.

Der Chor besteht aus 20 erwachsenen und ca. 35 jugendlichen Sängern. Am 16. Oktober 2010 ernannte Papst Benedikt XVI Massimo Palombella zum Päpstlichen Kapellmeister. Palombella studierte Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität der Salesianer und Musikalische Komposition am Conservatorio Giuseppe Verdi.

1995 wurde er zum Priester geweiht. Der Maestro hat sich unter anderem zur Aufgabe gesetzt, das musikalische Repertoire des Chores der Sixtinischen Kapelle auf bedeutende zeitgenössische geistliche Werke aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten auszuweiten.