03.12.2014
Wiedereinweihung der evangelischen Stadtkirche Wittenberg St. Marien

Am 30. November 2014 ist die evangelische Stadtkirche St. Marien in Wittenberg wieder eingeweiht worden mit einem Festgottesdienst. Die Predigt hielt Landesbischöfin Ilse Junkermann. Superintendent Christian Beuchel erinnerte in seinem Grußwort daran, dass jede Kirche unseren Horizont erweitert, weil sie uns klar macht, wie nötig es ist, fest auf der Erde verankert zu sein und zugleich den Blick gen Himmel, gen Freiheit zu wenden.

Grußwort des Superintendenten anlässlich der Wiedereinweihung der evangelischen Stadtkirche St. Marien

Verehrte Gäste, liebe Schwestern und Brüder,

„…meine Seele jubelt über Gott…“
mit diesen Worten von Maria, der Mutter Jesu, kann ich mein Gefühl gut beschreiben, das ich hatte, als ich nach der Sanierung Ende September zum ersten Mal in der Kirche stand.
Die Weite, Helligkeit und die Farben des Cranachaltars haben mir die Sprache verschlagen, so schön!

Ein Stück erlebte ich in diesen Minuten, wie sich der Glaube, der oft sich im Unglück erweisen soll, nun über die Schönheit und das Staunen sich in mir ausbreitete.

„…wenn der Herr nicht das Haus baut, so bauen umsonst, die daran bauen…“ die Wahrheit dieser Worte kann man heute sehen! Ohne Sinn und Ziel war alles Bauen nichts!

An den ersten Bauberatungen habe ich als amtierender Geschäftsführer der Stadtkirchengemeinde teilgenommen. Wir standen im Hof des Bugenhagenhauses vor unzähligen Mustern von Dachziegeln, später habe ich den Auftrag über 65.000 € für den Kauf der Ziegel unterschrieben und hörte und redete mit, wenn um jedes Detail lange gerungen wurde. Wie z.B. über den Balken, der die Decke des Johannessaales abfangen sollte oder die vielen Putzmuster!
Ich erinnere mich an das kleine Fest zur Baustelleneröffnung!

Meine Hochachtung und mein Dank gehört den Baubegleitern und -steuerern, Bauplanern, den Bauleuten, Restauratoren, die, und nun muss ich Herrn Dr. Querfurth zitieren, „Länge über alles…“ so wunderbar gebaut haben.

Ein Zeichen, dass Gott mit gebaut hat! Dank auch den vielen kleinen und großen Spendern und denen, die im Gebet das Geschehen begleitet haben!

„Wohl denen, die in deinem Haus wohnen, sie werden dich immerdar loben...“

Dass Martin Luther und Johannes Bugenhagen in diesem Raum gepredigt, getauft, getraut, ordiniert haben, mag uns bei Vielem helfen, aber zuerst ist dieser Raum für uns heute da.

Wittenbergerinnen und Wittenberger, Gästen aus Nah und Fern, Christinnen und Christen wie solche, die Gottes Nähe noch nicht erfahren konnten, uns allen steht der Raum offen!

In ihm soll Gottes Nähe erlebt werden.

Es ist ein Ort des Gebetes, des Hörens auf Gottes Wort, der Klage aber auch der fröhlichen und überschwänglichen Freunde. Dafür haben sich so viele eingesetzt.

Georg Traxler, ein sehr kirchenkritischer Zeichner hat in einem Interview gesagt, die Kirche in der Mitte des Dorfes wäre ihm lieber, als eine Filiale der Deutschen Bank an dieser Stelle, denn Kirchen sind besondere Orte für uns Menschen, nicht für Gott.

Wir brauchen sie als Zuflucht, als Orientierungsraum, als Tankstelle für die Seele, den Verstand und manchmal für den Körper und zur Ermahnung!
Kirchen weiten unseren Blickwinkel, so fest wie sie auf der Erde stehen und mit ihren Türmen zum Himmel weisen, so möge der Mensch fest auf der Erde stehen, aber den Blick zum Himmel, zur Freiheit wenden können.

„Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.“ Dies erleben wir heute in der Schönheit der Kirche. Also seien sie herzlich eingeladen und kommen Sie so oft Sie können. Gottes Segen ihnen allen!