Dorfkirche Zschornewitz

Das Pfarrkirchdorf Zschornewitz liegt etwa 4 km südwestlich von Gräfenhainichen. Der Ort wird anno 1200 erstmals urkundlich als sorbische Gründung erwähnt.



Adressdaten


  • Straße des Friedens 59
    06791 Zschornewitz

Beschreibung


Die Einwohner gingen über viele Jahrhunderte einer meist eher landwirtschaftlich geprägten Tätigkeit nach oder man arbeitete ab Mitte des 19. Jhr. in der Grube Golpa bzw. in der Brikettfabrik mit dazugehörigen Ziegelei. Doch diese Beschaulichkeit änderte sich, als nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1915 die Großindustrie Einzug hielt: Dass größte Dampfkraftwerk der Welt wurde gebaut und in Betrieb genommen. Parallel dazu entstand die gartenstädtische Werkssiedlung "Kolonie" für die Arbeiter des Kraftwerkes und deren Angehörige. Aus dem einstigen Bauern- und Walddorf mit seinen 230 Bewohnern wurde ein großer Industrieort mit über 3000 Bewohnern. Die neuen "Zschornewitzer" kamen aus allen Gegenden Deutschlands.

Von der Wörlitzer Pfarrkirche aus wurde im Jahre 1200 mit der Missionierung der Region begonnen, zu der auch Zschornewitz gehörte. Die Kirche befindet sich im südlichen Teil des Dorfes und war eine ursprünglich romanische Anlage ohne Turm. Dieser wurde später im Fachwerkstil mit einem quadratischen Grundriss angebaut. Die Mauern des schmäleren Altarraumes wurden zur Zeit der Reformation gegen Osten hin verlängert und gerade geschlossen. Die Kirche war im Laufe der Zeit sehr baufällig geworden. Besonders der Turm drohte einzustürzen. Es wurde behördlich der Abriss angeordnet. Auch war die Kirche inzwischen zu klein, um allen Gottesdienstbesuchern Platz zu bieten. Mit ca. 350 Besuchern rechnete der damalige Pfarrer. Grund dessen erfolgte in den Jahren von 1930 bis 1934 der teilweise Abriss und der Neubau einer größeren Kirche. Zuvor wurde die Sauer-Orgel ausgebaut, um im neuen Gotteshaus wieder Einzug zu halten. Die Einweihung fand am 18. März 1934 statt und wurde von Propst D. Lohmann aus Magdeburg vorgenommen.

Interessant ist das Taufbecken mit der Inschrift "Lasset die Kindlein zu mir kommen" und der Taufschale aus Messing. Der Boden dieser zeigt eine Rosette, um die sich fast fünfmal der mit den verschnörkelten Minuskeln "m luther me" versehene Stempel befindet sowie der Stempel mit den Majuskeln, bzw. den gothisierenden Capitalbuchstaben der Frührenaissance:
ICH (B) ART ALZEIT GELVEK.
Die ersten eingeklammerten Buchstaben scheinen bei dem hier verwendeten Stempel gefehlt zu haben.

Ebenfalls eine Besonderheit stellt das Fenster rechts vom Altar dar. Es wurde von einem Leipziger Künstler geschaffen und zeigt Jesus, der die Einwohner des Ortes und die Arbeiter des Kraftwerkes, dessen Türme im Hintergrund zu sehen sind, segnet.
Andreas Bechert

Mehr Fotos