29.12.2015
„Am Ende bleibt nur der Dank!“ – Zur Verabschiedung des Kreiskirchenkantors Volkmar Genterczewsky

Am 6. Januar um 16 Uhr heißt es Abschied nehmen von Volkmar Genterczewsky, von vielen einfach nur Genti genannt und weit über die Grenzen der Kirchengemeinde Jessen als Musiker und Kantor bekannt.

Nach seinem Studium der Kirchenmusik spielte er als freier Musiker in mehreren Bands, Musik wie Chikago und Blood, Sweet and Tears, aber auch die musikalische Begleitung für das Stück die „Neuen Leiden des jungen W.“ von Plenzdorf, waren prägende Erlebnisse für ihn. Als Kantor hat er 1980 in Baalsdorf/Mölkau angefangen.

Musik über alle Grenzen und Genres hinweg, dafür steht Genterczwesky. Schon zu DDR-Zeiten war es ihm als Kantor wichtig, nicht nur Musik für die Kirche zu machen, sondern für die Menschen vor Ort. Was wir zu sagen haben und wovon wir singen können, überschreitet alle Grenzen. Lebensfreude – damit verbinden viele die Musik, die sie mit und unter der Leitung von Genterczewsky gestalten durften.

1984 kam Genterczewsky als Kantor nach Jessen. „Da war nichts und das war das Schöne. Ich hatte keine spielbare Orgel, keinen Chor, da war einfach nichts mehr da. Ich konnte bei Null anfangen und das war für mich eine große Freiheit! Ich konnte probieren, was geht, ohne alte Lasten abzutragen.“

Über 31 Jahre lang hat Genterczewsky die Geschicke der Kirchengemeinde Jessen und ab 2000 auch die Musik im Kirchenkreis begleitet und angeleitet. Ganze Generationen sind unter ihm groß geworden als Sänger und Musiker, als Posaunenspieler und Orgelschüler.

Von all den vielen Gottesdiensten und Konzerten sind ihm drei Ereignisse bis heute nah: Der Gottesdienst zum Kreiskirchentag in Jessen mit der liturgischen Aufführung der Schubert-Messe. Nichtchristen, Baptisten, Katholiken, Evangelische und Orthodoxe - durch bulgarische Musiker – haben beim Abendmahl ein Stück Zukunft erlebt und zusammen auf der Empore Abendmahl gefeiert. „Die Empore war der geschützte Raum und die vielen anwesenden Theologen einschließlich des damaligen Bischofs konnten nicht intervenieren – ich glaube, wir waren damals ganz nah dran m Ursprung“, so Genterczewsky.

Im Rahmen der Konzerte ist und bleibt ihm die Aufführung des Lutheroratoriums von Dietrich Lohff unvergesslich. Die Uraufführung fand damals in Wittenberg in der Stadtkirche statt. „Alles voller Sänger, der ganze Chorraum voll. Natürlich hat es auch viel Arbeit gemacht, aber das Ziel: alle Chöre zu integrieren – das war gelungen und das war das Schönste.“ Das wichtigste Projekt aber ist für ihn nach wie vor die Aufführung des Requiems für einen polnischen Jungen von Dietrich Lohff, 2009 mit dem Jessener Gymnasium und den Kirchenchören in der Jessener Kirche. Musik war für Genterczewsky niemals zum Abschalten da, es war für ihn ein Versuch, Antwort zu geben auf die drängenden Fragen der Geschichte und Gegenwart. „Du kannst dich nicht raushalten, hat mein Vater immer zu mir gesagt und das hat mich ein Leben lang auch geprägt.“

Wer in seinen Konzerten war, hat in ihm immer auch einen Kantor erlebt, der ohne viel Worte zu machen, viel sagen konnte zur aktuellen Lage.

„Der einzige, der Grund zum Danken hat, bin ich“ so Genterczewsky, „ich bin so unendlich reich beschenkt worden durch meine Arbeit. Ich hatte im Kirchenkreis eine Leitung, die die Musik immer als wichtig erachtet und unterstützt hat; ich hatte bei meinen Sängerinnen und Sängern immer eine gute Atmosphäre und immer Freude an meiner Arbeit. Schade war nur, dass der Tag nur 24 Stunden hat.“ Man hätte noch so viel machen können, z. B. noch mal eine Uraufführung wagen, so Genterczewsky, der am 6. Januar in Jessen mit einem Gottesdienst um 16 Uhr in den Ruhestand verabschiedet wird.

Zu seiner Freude wird an diesem Tag der 6. Teil des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach aufgeführt in der Jessener Kirche. Noch einmal wird er dirigieren und die Hörer mit Musik beschenken, die auch sein Leben reich gemacht hat.

Infos: Büro der Superintendentur, Tel. 03491-403200, Email: Ev.KirchenkreisWittenberg@t-online.de